10EUB Grebenzen
St. Lambrecht
Start in eine neue Ära
Die 1.892 Meter hohe Grebenzen trennt die Steiermark von Kärnten und ist zugleich ein kleines, aber feines Skigebiet. Seit Weihnachten 2022 befördert die in Rekordzeit errichtete 10-Kabinen-Einseilumlaufbahn die Wintergäste nach oben. Das ambitionierte Projekt „Greben10“ leitete ein neues Kapitel in der Geschichte des Skigebiets ein und eröffnete zugleich die Chance für einen künftigen Sommerbetrieb.
Minimalistische Planung, straffe Zeit- und Kostenpläne sowie die harmonische Zusammenarbeit regionaler Unternehmen ermöglichten die Realisierung der Seilbahn in gerade einmal zehn Monaten. Salzmann Ingenieure war für die komplette Abwicklung verantwortlich und wurde als Generalunternehmer für die Bau- und Baunebenleistungen beauftragt.
Ausgangslage
St. Lambrecht in der Steiermark ist für sein mehr als 900 Jahre altes Benediktinerstift weit über die Grenzen hinaus bekannt. Doch das altehrwürdige Kloster ist keineswegs die einzige Sehenswürdigkeit der Gemeinde im Naturpark Zirbitzkogel-Grebenzen. Der St. Lambrechter Hausberg Grebenzen verwandelt sich im Winter in ein naturnahes Skisportparadies. Rund 25 Pistenkilometer, eine 4er-Sesselbahn, 5 Schlepplifte und ein traumhaftes Panorama hat Ski Grebenzen St. Lambrecht zu bieten. Das Skigebiet gilt als Geheimtipp abseits der Publikumsmagnete und ist besonders bei Familien beliebt.
Schon vor zehn Jahren machten sich die Lift GesmbH St. Lambrecht Grebenzen und Salzmann Ingenieure erste Gedanken über eine zeitgemäße Seilbahn-Infrastruktur mit mehr Kapazität, Komfort und Erweiterungspotenzial. Die passende Streckenführung war rasch gefunden, die Standorte für Tal- und Bergstation genauso. Technisch fiel die Wahl auf eine 10er-Kabinen-Einseilumlaufbahn. So ein wegweisendes und kostspieliges Projekt will für ein vergleichbar kleines Skigebiet gut durchdacht sein. Daher lagen die Pläne vorerst auf Eis.
Der Seilbahnplaner als Generalunternehmer
Im Frühjahr 2021 fiel schließlich die finale Entscheidung für die Errichtung der topmodernen Kabinenbahn mit Seilbahntechnik der Südtiroler Firma LEITNER. Die Finanzierung gelang dank der Kreativität und Beharrlichkeit von Seilbahn-Geschäftsführer Bernhard Plank und Bürgermeister Fritz Sperl. Nachdem die notwendigen Mittel gesichert waren, wurde die Planung finalisiert und in nur zehn Monaten verwirklicht. Salzmann Ingenieure übernahm als Generalunternehmer die planerische und finanzielle Koordination aller Baugewerke und sorgte so für absolute Kostentransparenz. Bei der Finanzierung spielten sogenannte Gondel-Patenschaften eine entscheidende Rolle. In enger Abstimmung und dank des beherzten Einsatzes regionaler Bau- und Handwerksbetriebe gelang ein Projekt wie aus dem Lehrbuch.
Reibungslose Realisierung
Drei Monate vergingen vom endgültigen Startschuss bis zur Baueinreichung. Salzmann Ingenieure projektierte Architektur, Statik und Seilbahntechnik, schrieb die Gewerke aus und klärte Brand- und Naturschutz-Themen schon vorab mit den Sachverständigen. Parallel zur Beauftragung der ausführenden Unternehmen fanden auf den beiden Bauplätzen erste Baugrunderkundungen statt. Nach der Bauverhandlung und der Genehmigung am 7. Juli rollten schon die ersten Bagger an. Stimmige Planung, optimale Taktung, pünktliche Materiallieferungen, erfahrene Firmen und der engagierte Einsatz des Bauherrn in Person von Geschäftsführer Bernhard Plank waren die Erfolgsfaktoren – und natürlich gutes Wetter.
„Das war fast schon ein Selbstläufer. Wir bekamen freie Hand und konnten unsere Stärken ausspielen. Die offene und harmonische Zusammenarbeit hat allen das Leben leicht gemacht“, berichtet Salzmann-Projektleiterin Katrin Mangeng. Die Architektin konnte sich voll auf die Planung konzentrieren, während Bauingenieurin Marie-Therese Bach alle Kosten stets im Blick hatte und
mit dem Baufortschritt abglich. Vor Ort kümmerte sich Geschäftsführer Stephan Salzmann in regelmäßigen Ab- ständen um technische Details. Bauherr Bernhard Plank war beinahe Tag und Nacht auf der Baustelle und packte gemeinsam mit seinem Team selbst an.
Weihnachtliche Premiere
Anfang August waren der Aushub bei der Talstation abgeschlossen, die Schneise für die Streckenführung gerodet und die Bodenplatte der Bergstation betoniert. Bis September folgten Stützenfundamente, Kanäle und Leitungen. Daraufhin wurde die Seilbahntechnik mit dem Direktantrieb in der Bergstation montiert. Im Oktober waren alle 17 Stützen auf der rund 2,8 Kilometer langen Trasse montiert, im Anschluss wurde der Seilzug durchgeführt. Pünktlich für die Bergeübung am 3. Dezember erstrahlte die betriebsbereite Anlage in vollem Glanz. Schon am 20. Dezember gab es von der Behörde grünes Licht.
Seit Weihnachten pilgern die Gäste schneller und bequemer mit der in Rekordzeit errichteten 10er-Kabinen-Einseilumlaufbahn „Greben10“ zum Ski-Sport in die Höhe. Die neue Anlage transportiert stündlich rund 2.000 Gäste vom Talboden bis zum bewirteten Grebenzenhaus auf 1.654 Meter Seehöhe. Mit 55 komfortablen Kabinen eignet sich die barrierefreie Bahn auch für Rodel- oder Wanderaktivitäten und erlaubt die Mitnahme von Rollstühlen und Kinderwägen. Damit öffnet sich nun auch die Tür für den Betrieb im Sommer.
Schlicht, effizient und kostentransparent
Keine Mehrkosten, keine Überraschungen und am Ende sogar 5 Prozent unter dem Budget: Die Realisierung von Greben10 lief von der Kostenschätzung bis zur ersten Fahrt wie am Schnürchen. „Das geht sich in der Seilbahn-Branche eher selten aus, da es oft Überraschungen während der Bauphase gibt“, betont Marie-Therese Bach. „Gute Planung mit ausreichend Reserve, das Vertrauen des Bauherrn, klare Entscheidungen und eine gute Kommunikation untereinander waren zentral für diesen Erfolg“, berichtet sie. Salzmann Ingenieure konnte in der erstmaligen Rolle als Generalunternehmer alle Baugewerke beauftragen und die Kosten in enger Rücksprache mit den ausführenden Firmen wöchentlich kontrollieren.
Bei der Planung herrschte Minimalismus vor. „Eine Seilbahn funktioniert auch ohne Schnickschnack. Wir haben uns auf das Wesentliche konzentriert und jedes Detail optimiert“, erzählt Architektin Katrin Mangeng. Garagiert wird in der Talstation und Nebenräume gibt es genau so viele wie nötig. Eine Variante mit überdachter Seilbahntechnik wurde zu Gunsten der schlichten Ausführung verworfen, eine Zwischenstation lässt sich später nachrüsten. Dank visionärer Planung sind auch spätere Ausbau-
stufen effizient realisierbar. Bei der Gestaltung war Seilbahn-Betreiber Bernhard Plank offen für Vorschläge und sofort begeistert von der klassischen Lärchenholz-Fassade. Die naturbelassene Optik fügt sich harmonisch in die Landschaft ein und ist zugleich ein Statement für das bodenständige Skigebiet.
Starke regionale Partnerschaften
Die transparenteste Überwachung ist wertlos ohne zuverlässige und pünktliche Partner:innen. Das waren die regionalen Firmen vom ersten bis zum letzten Tag. Kein Wunder, schließlich bauten sie ein Stück weit auch für sich. Mit der charmanten Idee der Gondel-Patenschaft beteiligte Bernhard Plank die Unternehmen direkt am Geschehen – und das auf lange Sicht. Sie leisten mit ihrem zehnjährigen Sponsoring für jeweils eine Kabine einen wesentlichen Beitrag zur Finanzierung der modernen Seilbahn und werben mit Logo und Informationen für ihr Unternehmen. „Greben10 war und ist ein großartiges Gemeinschaftsprojekt. Alle haben sich voll reingehängt, ihr Bestes gegeben und in kürzester Zeit das Unmögliche möglich gemacht. Der Teamspirit und das große Interesse an den Patenschaften haben uns jeden Tag aufs Neue motiviert“, freut sich Bernhard Plank.
Der Bauherr und sein Team zählten ebenfalls zur Bautruppe. Sie waren beinahe Tag und Nacht im Einsatz und bewiesen dabei handwerkliches Geschick. „Dass wir selbst bei der Errichtung mitgewirkt haben, erfüllt uns mit einem besonderen Stolz. Wir haben viel gelernt und sind jetzt alle Seilbahn-Profis“, bemerkt Bernhard Plank mit einem Schmunzeln. Der erste halbe Winter war ein voller Erfolg: keine Vorkommnisse, zufriedene Gäste und positive Zusprüche aus der Bevölkerung. Besser kann es nicht laufen.
Anlagedaten
- Antrieb
- Bergstation
- Antrieb und Spannung
- Talstation
- Antriebsleistung Anfahren
- 879 kW
- Antriebsleistung Betrieb
- max. 697 kW
- Anzahl Stützen
- 17
- Bahnsystem
- kuppelbare Einseilumlaufbahn
- Bauzeit
- Juli - Dezember 2022
- Fahrgeschwindigkeit
- 6 m/s
- Fahrstrecke gesamt
- 2.810 m
- Fahrzeit
- 8 Minuten
- Förderleistung
- 2090 P/h
- Höhe Talstation
- 1.007,40 m
- Anzahl Fahrzeuge
- 55
- Höhenunterschied
- 647,03
- Höhenunterschied Tal-Mitte-Berg
- 647 m
- Horizontale Länge
- 2.811 m
- Kabinenanzahl
- 55