60PB Grünberg Seilbahn
Gmunden
Neue Bahn trotz Widerstand der Anrainer
Bereits in der ersten Betriebssaison hat die Grünberg-Seilbahn alle Erwartungen übertroffen: Über 100.000 Gäste fuhren schon mit der zweispurigen Pendelbahn. Dabei war es eine Zeit lang fraglich, ob das Projekt überhaupt umgesetzt werden kann: Denn Grundbesitzer versuchten den Bau vehement zu verhindern. Doch die Bauherren und Salzmann Ingenieure blieben beharrlich und konnten die Bahn schlussendlich wie geplant realisieren.
Leistungen:
- Projektvorbereitung und Variantenplanung
- Seilbahntechnische Projektierung
- EU-weite Ausschreibung Seilbahntechnik
- Einreichplanung
- Unterstützung im Genehmigungsverfahren
- Unterstützung bei Grundbesitzerverhandlungen
- Ausführungsplanung und Ausschreibung nach BVergG
- Projektleitung
Die Planungen für den Neubau der Grünberg-Seilbahn begannen bereits 2009. Bisher brachte eine 2-Seil-Umlaufbahn mit 24 Kabinen die Fahrgäste auf den Grünberg am Traunsee in Oberösterreich. Das Modell war allerdings seit 1954 in Betrieb und dementsprechend veraltet. Nicht zuletzt aufgrund der Maßnahmen infolge des Unfalls im Jahr 2004 stiegen die Aufwendungen für die Erhaltung ständig an.
„Das Naturerholungsgebiet Grünberg ist ein beliebtes Ausflugsziel in unserer Region“, erklärt der Geschäftsführer der Oberösterreichischen Seilbahnholding GmbH, Alfred Bruckschlögl. „Deshalb war es für uns ganz wichtig, dass wir unsere Gäste wieder komfortabel und sicher befördern können.“ Im Zuge des Relaunch-Projekts wurden vielseitige Freizeitangebote wie zum Beispiel eine Sommerrodelbahn, Rad- und Mountainbike-Strecken oder ein Niederseilgarten geschaffen.
Trassenführung beibehalten
Für die Planung und Umsetzung beauftragten die Bauherren Salzmann Ingenieure. Die Bregenzer Ingenieure prüften zu Beginn, ob es sinnvoll ist, den Verlauf der Grünberg-Seilbahn zu verändern. Nach einer Abwägung von Kosten, Genehmigungsfähigkeit und Nutzen entschieden sich die Bauherrn, die bestehende Trassenführung beizubehalten und die Stationsstandorte zu optimieren.
Zweispurige Pendelbahn mit zwei Gondeln
Anders als im Skibetrieb ist am Grünberg die Förderleistung nicht so hoch anzusetzen. Die Bahn wird fast ausschließlich von Ausflüglern genutzt. Zu bestimmten Uhrzeiten, beispielsweise nach Mittag, ist der Andrang jedoch recht groß, an anderen Tageszeiten ist die Fahrgastfrequenz geringer. Salzmann Ingenieure empfahl eine Pendelbahn mit zwei Gondeln für je sechzig Personen, da dieses System bei den gegebenen Anforderungen kostengünstig betrieben werden kann. „Wir können zu Stoßzeiten doppelt so viele Leute wie bisher befördern“, erklärt Salzmann. „Die Einführung eines flexiblen Fahrplans ermöglicht es, den unterschiedlichen Bedarf zu decken.“
Widerstand der Grundbesitzer
Bei der ersten Präsentation des Bauvorhabens im Jahr 2010 durch den Projektbetreiber gab es große Widerstände der Grundstückbesitzer. „Wir haben uns zu weiteren Verhandlungen mit den Anrainern getroffen und ihnen den jeweils aktuellen Projektstand präsentiert“, berichtet Salzmann. „So konnten wir ihre Bedenken anhören und nach Möglichkeit bei den nächsten Planungsschritten berücksichtigen.“
Die Grundstückseigentümer forderten, dass die Breite der neuen Trasse die der bisherigen nicht überschreitet. Eine Herausforderung: Denn die neuen Gondeln sind für sechzig Personen ausgelegt, die bestehenden für vier Personen. „Wir haben dennoch eine Lösung gefunden und die Spurweite in der Talstation auf das absolute Minimum von 90 cm verringert. Da der Begegnungspunkt der Fahrzeuge weit oben im Seilfeld 1 liegt, war diese extreme Linienfürung möglich“, berichtet Salzmann. So konnten die Anforderungen der Anrainer an das Lichtraumprofil eingehalten werden.
Anfang 2011 präsentierte Salzmann Ingenieure erneut die Pläne. „Obwohl die von uns vorgeschlagene Verengung der Trasse für die meisten Anrainer sogar Verbesserungen im Vergleich zur bestehenden Bahn mit sich bringt, willigten einige besonders hartnäckige Gegner zunächst trotzdem nicht ein“, erklärt Salzmann. Es folgten weitere Verhandlungen und Gespräche.
Enteignung möglich
Da der Grünberg eine wichtige Attraktion für Touristen und Einheimische ist, war die Umsetzung des Projektes auch im öffentlichen Interesse. Vertreter der Stadt unterstützten das Vorhaben. Rechtlich wäre nach dem Eisenbahngesetz sogar eine Enteignung der Besitzer möglich gewesen. Als diese Erkenntnis auch bei den erbittertsten Gegnern durchsickerte, stimmten Mitte 2012 schlussendlich alle Grundstückseigentümer dem Projekt zu.
Wegen der Verzögerung der Baugenehmigung hatten die Hersteller Langläufer-Komponenten wie z.B. das Getriebe nicht mehr lagernd. Deswegen erfolgte der Spatenstich erst im Frühjahr 2013: Die Berg- und Talstation wurde abgerissen und neu gebaut: Die Pläne dazu stammen von Salzmann Ingenieure. Die neue Bergstation wurde talwärts verschoben und integriert sich dezent ins Landschaftsbild. Das Gebäude im Talbereich hingegen ist urban und designstark. Da ein Gastronomiebetrieb direkt an die Talstation grenzt, musste durch eine optimierte Bauweise sichergestellt werden, dass später kein Schall in das Gebäude des Gastronomiebetriebs übertragen wird.
Im Frühsommer 2014 konnte die Bahn eröffnet werden: Statt der erwarteten 40.000 fuhren bereits mehr als 100.000 Menschen mit der Grünberg-Seilbahn. „Die Anstrengungen haben sich voll und ganz ausgezahlt“, berichtet Bruckschlögl. „Die Rückmeldungen sind sehr positiv. Eine Fahrt mit der rundum verglasten Grünberg-Seilbahn mit Blick auf den Traunsee ist ein tolles Erlebnis für unsere Gäste.“
Anlagedaten
- Antrieb
- Berg
- Antriebsleistung Anfahren
- 593 kW
- Anzahl Stützen
- 2
- Bahnsystem
- Zweispurige Pendelbahn
- Bauphase
- 2013-2014
- Fahrgeschwindigkeit
- 10 m/s
- Fahrstrecke gesamt
- 2.030,71 m
- Förderleistung
- 607 P/h
- Höhe Talstation
- 435 m
- Anzahl Fahrzeuge
- 2
- Höhe Bergstation
- 986 m
- Höhenunterschied
- 551 m
- Mittlere Neigung
- 28,26 %
- Spannung
- Tal
- Seilspur
- 0,9 bis 10,25 m
- Horizontale Bahnlänge
- 1.949 m
- Personen pro Fahrzeug
- 60 + 1