Skip to main content

PROJEKTÜBERSICHT

8EUB Schatzbergbahn

Wildschönau

DAS LANGE WARTEN HAT EIN ENDE

Straffer Zeitplan, enger Kostenrahmen: Die Erneuerung der Schatzbergbahn im Ski Juwel Alpbachtal Wildschönau war für Salzmann Ingenieure eine besondere Herausforderung. In gut sechs Monaten realisierte das Bregenzer Planungsbüro die Erneuerung der 32 Jahre alten Gondelbahn. Um den Kostenrahmen einzuhalten, musste bestehende Infrastruktur in die neue Anlage integriert werden. Bei der Eröffnung pünktlich zum Start der Wintersaison gab es dann allen Grund zum Feiern: Die geplanten Baukosten wurden eingehalten.

Die Ausgangssituation

Das Tiroler Skigebiet Schatzberg in Auffach bildet zusammen mit den Alpbacher Bergbahnen einen großen zusammenhängenden Skiraum, der unter dem Namen „Ski Juwel Alpbachtal Wildschönau“ bekannt ist. Seit 32 Jahren brachte die 4EUB Schatzbergbahn als einziger Zubringer von Auffach aus die Gäste in das Skigebiet – mit vier Kilometer Länge eine der längsten Kabinenbahnen Österreichs. Die Skifahrer nutzten sie auch als Wiederholungsanlage, da die vorhandenen Pistenflächen sehr weiträumig und ansprechend sind.

Obwohl technisch in einem einwandfreien Zustand, wünschten sich die Betreiber seit Jahren die Erneuerung der Anlage. Grund dafür war die zu geringe Förderleistung von maximal 1600 Personen pro Stunde – zu wenig für bis zu 5000 tägliche Ersteintritte in der Hochsaison. Um diese ins Skigebiet zu bringen, benötigte die frühere Gondelbahn durchschnittlich vier Stunden. Wartezeiten an der Talstation bis zu 50 Minuten waren die Folge. Eine Geduldsprobe, die immer weniger Gäste über sich ergehen lassen wollten.

Aufgrund dieser Überlastung nützten speziell am Vormittag nur wenige Wiederholer die Bahn. Auch den parallel verlaufenden Schlepplift nutzten die Gäste aufgrund seiner Länge von zwei Kilometern kaum mehr und mieden die attraktiven Pisten. Die gesamte Anlage hing buchstäblich in den Seilen.

Mit „Snow-how“ zum Erfolg

Der beste Vorschlag für die Erneuerung der Anlage kam vom Bregenzer Planungsbüro Salzmann Ingenieure mit seinem „Snow-how“ aus 350 umgesetzten Seilbahnprojekten. „Als wir die Anfrage im Jahr 2013 erhielten, war der Kundenwunsch klar: mit möglichst geringen Kosten die Förderkapazität und den Komfort deutlich zu erhöhen“, erinnert sich Geschäftsführer Stephan Salzmann.

„Für uns war deshalb auch die Schlussfolgerung eindeutig: Wir mussten möglichst viel der bestehenden Infrastruktur weiter nützen.“ Salzmann Ingenieure prüfte Alternativen wie ein „Retrofit“ der bestehenden Anlage, alternative Bahnsysteme und auch die Verlegung der Stationsstandorte. Letztlich waren die Vorgaben am besten mit einer modernen, kuppelbaren Einseilumlaufbahn mit Kabinen für acht Fahrgäste zu bewerkstelligen.

Als die Investitionsentscheidung im Jahr 2016 fiel, lag die Kostenschätzung für die vier Kilometer lange Bahn und die Erneuerung der drei Stationen schließlich bei 18 Millionen Euro. Um das enge Budget einzuhalten, mussten die Untergeschoße der Tal-, Mittel- und Bergstation bestehen bleiben. Damit konnten vorhandene Infrastrukturen wie drei Trafostationen, zwei Pumpstationen, Beschneiungsanlage, Büros und Skiverleih weiter genutzt werden. Auch die bestehende Trasse blieb fast unverändert. In der Talstation wurden Rolltreppen, in der Mittelstation eine Rampe eingeplant, um den Gast komfortabel von der Piste auf den höhergelegenen Bahnsteig zu bringen.

Die Bergstation samt Bahnsteig mit Zu- und Abgang sowie neuem Anschnallplatz wurde nördlich vom Bestand neu gebaut. Der Abstellbahnhof fand auf dem bestehenden Untergeschoß Platz. Die Garagierung der Kabinen erfolgt nun in der Tal- und Bergstation in einem ebenerdigen Stichgleisbahnhof mit Revisionsschleife. Das Förderseil läuft über beide Teilstrecken, wobei sich der Antrieb aus seilstatischen Gründen in der Bergstation befindet. Die Abspannung des Förderseils erfolgt in der Talstation.

Eine unangenehme Überraschung brachten die Bauarbeiten an der Talstation. Entgegen den ersten Berechnungen ließ die Statik des Untergeschoßes einen Aufbau nicht zu. Salzmann Ingenieure fanden rasch eine Lösung: Rund die Hälfte des früheren Untergeschoßes wurde abgetragen, die andere Hälfte wird von einem neuen Stahlbau überspannt.

„So eine Situation ist natürlich eine riesige Herausforderung. Da braucht es von allen Beteiligten größte Flexibilität“, erinnert sich Stephan Salzmann. Immerhin gab es einen positiven Nebeneffekt: Auch Kassen und Toilettenanlagen wurden nun erneuert. „Trotz dieses zusätzlichen Aufwands konnten wir die geplanten Baukosten einhalten“, freut sich Salzmann.

Verspätung? Nicht bei dieser Bahn!

Zweite große Herausforderung neben den Kosten war der Zeitdruck. Trotz termingerechter Einreichung kam die Bauverhandlung erst mit einmonatiger Verspätung zustande. Erst am 20. Mai 2017 erfolgte schließlich der Spatenstich – nur sechs Monate vor der geplanten Inbetriebnahme. Doppelmayr als Lieferant der Anlage und die vielen ortsansässigen Fachbetriebe leisteten ganze Arbeit: Durch ihre Schnelligkeit und Kompetenz konnte der Zeitplan doch noch eingehalten werden.

Zudem sorgten die Handwerker mit ihrer Arbeit für die Sichtbarkeit traditioneller Werte: Die Beibehaltung der Satteldächer und die Verwendung heimischer Hölzer zeigen nun eine gute Mischung aus Nachhaltigkeit und Moderne.

Am 8. Dezember 2017 ging die neue Schatzbergbahn schließlich pünktlich in Betrieb. Die neue Bahn hat die erhofften Effekte gebracht: An der Talstation gibt es kaum mehr Wartezeiten, die Pisten werden deutlich mehr genützt. Die Zufriedenheit der Gäste ist deutlich gestiegen.

Anlagedaten

Antrieb
Berg
Antrieb und Spannung
Tal
Antriebsleistung Anfahren
1481 kW
Antriebsleistung Betrieb
1143 kW
Anzahl Stützen
24
Bahnsystem
Einseilumlaufbahn
Bauphase
Mai - Dezember 2017
Fahrgeschwindigkeit
6,0 m/s
Fahrstrecke gesamt
4.061 m
Fahrzeit
13 Minuten
Förderleistung
2650 P/h
Anzahl Fahrzeuge
142
Höhenunterschied
912 m
Mittlere Neigung
23,41%

Wir hatten einen tollen Saisonstart! Die neue Bahn kann jetzt stündlich rund 2600 Gäste ins Skigebiet bringen. Am Lift geht es dadurch flott voran und keiner muss mehr lange warten.

Ludwig Schäffer, Geschäftsführer Schatzbergbahn GmbH & Co. KG